Armin's Email:

24. Spieltag

Es war eins dieser denkwürdigen Spiele, die man so schnell nicht vergessen kann. Ich kann es vorwegnehmen, das Spiel hatte Rasse und Klasse und bot alles, was das Fußballherz begehrt. Kurzfristig war das Spiel auf Freitagabend vorverlegt worden, da die komplette Mannschaft den Wunsch geäußert hatte, den Sonntag einmal im Kreise der Familie zu verbringen.

Panne hatte sich einmal mehr akribisch vorbereitet und nagelte seine Taktikpläne an die Wand. Alle nur denkbaren mathematischen Zeichen fanden sich in seinen Darstellungen wieder. Da waren Rechtecke, Quadrate, Pfeile und was weiß ich zu sehen. Ich selbst mußte mich konzentrieren, um seinen Ausführungen folgen zu können. Die Spieler hörten gespannt zu und speicherten die komplizierten Laufwege je nach Spielsituation ab. "Mensch, was für tolle Jungs" dachte ich und hörte gleichzeitig immer wieder die Finger schnippen. "Trainer , ich will mehr Pfeile" forderte Stiller , nachdem er erkannte, dass Panne ihm nur deren drei zugeordnet hatte. Oder "Wann darf ich das Rechteck verlassen ?" kommentierte Pedda. Man spürte die Motivation aller Aktiven, die mit ihren Füßen auf den Fliesen hin und her kratzend das Ende der Besprechung herbeisehnten.

Unser Gegner Amshausen war mit allen Assen angereist. Sollte uns ein ähnliches Schicksal wie im Hinspiel (0:3) bevorstehen ? Der Schiri mußte unserern Anstoß zurückpfeifen, da sich schon 8 unserer Spieler in Amshausen's Hälfte befanden. Die Jungens hatten sich was vorgenommen.
Und dann ging es los. Ein Angriff nach dem anderen lief über unsere pfeilschnellen ballgewandten Außen Cobra und Björn. Immer Richtung jeweilige Eckfahne - wie es Panne gefordert hatte - und dann kamen sie, die scharfen Hereingaben auf unsere Spitzen Gazza und Aal. Diese beiden schossen und köpften aus allen Rohren. Pfosten, Latte, Glanzparade - das Runde wollte einfach nicht ins Eckige. Es war zum Verzweifeln. Die Jungens konnten einem wirklich Leid tun. Alles schien sich gegen uns verschworen zu haben. Hinten standen wir wie eine Mauer. Unsere Defensive lief jeden Ball ab und leitete gleich über Köster, der sich ein ständiges Wechselspiel mit Pedda lieferte, die nächste Attacke ein. Es war Fußball wie aus dem Lehrbuch. Nur bei zwei Standards war die Anwesenheit unseres Keepers Sonna gefragt. Die hatten es allerdings in sich. Mit zwei tollen Reflexen - einmal linker Giebel, einmal rechter Giebel - verhinderte er den Rückstand, der aber alles auf den Kopf gestellt hätte. Endlich nach 30 Minuten war es dann soweit. Einen herrlichen Steilpass nahm Gazza auf, preschte in seiner typischen rambomäßigen Art auf den Hüter zu und jagte den Ball voller Frust an die Unterkante der Latte, von wo der Ball dann nochmal dorthin sprang, um endlich den Weg ins Tor zu finden. Statt 10:0 stand es lediglich 1:0, aber der Anfang war gemacht.
Es ging weiter mit herrlichem Kombinationsfußball. Wie im Training, nur ein Ballkontakt und die Kugel war beim nächsten Mitspieler. Dann jedoch schlug das Schicksal mit all seiner Grausamkeit erneut zu. Sonna begrub einen harmlosen Ball unter seinen Körper und alles war schon wieder in der Vorwärtsbewegung. Ein viel zu spät heraneilender Amshausener prallte auf seinen Body und die Pflaume von Schiri erkannte auf Elfer. Doch damit nicht genug. Nachdem Sonna auch den dritten Strafstoß erfolgreich abgewehrt hatte, ließ der Schiri erneut wiederholen. Jetzt hatte auch Sonne die Faxen dicke und zeigte beim Vierten dem Schützen seinen Rücken. Der Ball ging natürlich ins Tor. Gelb für Sonna und es stand zur Halbzeit 1:1. So ungerecht kann Fußball sein.
Unsere Spieler standen total unter Strom und wischten sich den immer neu hervorquellenden Schaum aus den Mundwinkeln. Mit lautem Anfeuerungsgebrüll ging es bereits nach 3 Minuten wieder auf den Platz, wo man dann noch 10 Minuten auf den Gegner warten mußte. Wir machten da weiter wo wir aufgehört hatten. Es sollte aber noch schlimmer kommen. Der Schiri zeigt ganz klar Freistoß für uns und alles rennt hinten raus. Da nimmt sich ein gegnerischer Spieler die Kugel, spielt auf seinen im Raum wartenden Kollegen und dieser locht mutterseelenallein ein. Danach tumultartige Szenen. Es half nichts, der Schiri beließ es beim 1:2 . Noch nie hatte ich derartige Ungerechtigkeiten erfahren dürfen. Dagegen kannst du normalerweise nicht anspielen.
Für die völlig ausgepauerten Björn, Cobra u. Stiller kam die zweite Welle mit Dirksn, Stöcki u. Fuchsa. Gegen 12 Mann passten sich die Drei gleich nahtlos ein. Nachdem ich schon anfing, meine Fahne einzurollen und mich mit dem Ergebnis abzufinden, geschah das nicht mehr für möglich Gehaltene. In der letzten Spielminute warf sich Aal - quer in der Luft liegend - in eine Flanke und brachte den Ball mit der Hacke über die Torlinie. Wenigsten noch einen Punkt gerettet, dachte ich. Denkste, die Mannschaft wollte mehr, wollte alles. Wir attackierten gleich beim Anstoß und hatten wieder Ballbesitz. Alles war jetzt vorne. In einer Spieler traube ca. 6 mtr. vorm Tor bekam dann Köster die Kugel. Statt seinem Spieler aufzulegen, nahm er die Sache selbst in die Hand. Geschickt deckte er sich und den Ball ab, ließ diesen drei- viermal auf seinem Spann tanzen, bevor er ihn dann volley auf den Kasten zimmerte. Der Keeper war noch dran, rauschte aber selbst mit dem Ball im Arm ins Tornetz. Das Spiel war gedreht und wir lagen uns jubelnd in den Armen. Was für ein schöner Tag, Fußball kann doch so schön sein. Eine rauschende Ballnacht sollte folgen.

"Herr Giesselmann, die Kollegen warten, wann kommen sie endlich ? Die Besprechung fängt an." ertönt eine Stimme. "Wie, was?" Ich merke, dass ich total weggetreten bin. Ich war in irgendwelche Träumerein versunken und lese schnell nochmal meinen Bericht durch. Was habe ich denn da für einen Mist geschrieben. Jetzt kann ich es auch nicht mehr ändern. Ich lass das mal so stehen. Nur eins noch :

ES WAR EIN GROTTENKICK UND ICH WÜNSCHE MIR, SOETWAS NICHT NOCHMAL MITANSEHEN ZU MÜSSEN

Euer Armin

Aufstellung: Sonna, Plaasch, Stiller ab 76 Min. Fuchs, Wemhöner, Köster, Schmoranz, Schneider, Begemann ab 75 Min. Brinkmann , Kosmann ab 60 Min. Stöck, Wagemann, Blank

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