Armin's Email:

Rückblick Hinrunde 04/05

Soll man nun mit dem Erreichten zufrieden sein oder nicht ? Die Antwort hängt letztlich - wie immer - vom Betrachter ab. Der Eine strebt immer nur das Optimum an, hat teilweise unrealistische Ziele vor Augen, vergleicht sich immer mit den Besseren und wundert sich nachher, dass er rückblickend meist nur ein sehr ernüchterndes und enttäuschendes Fazit ziehen kann. Folgerichtig trifft man diesen Typen zumeist schlecht gelaunt und unzufrieden an. Denn nur ganz wenige erreichen ihre Ziele, die meisten schießen am Ziel vorbei. Das ist wie im richtigen Leben. Ich fahre z.B. einen popligen Micra u. Panne lenkt seit Jahren die Nobelmarke BMW. Soll ich es ihm nun gleichtun ? Nein, ich orientiere mich an Heinzchen Biermann, der seit ewigen Zeiten mit seinem Fahrrad all seine Wege macht. Oder soll ich den Langen beneiden, weil der ein so großes stattliches Mannsbild abgibt ? Nein, tue ich nicht, denn es gibt noch kläglichere Gestalten als mich. Namen könnte ich, will ich aber an dieser Stelle nicht nennen. Wir haben ja schließlich noch die Rückrunde vor der Brust. Oder - und dann soll Schluß sein - möchte ich mit Herrn Ackermann von der Deutschen Bank o. anderen Bonzen tauschen ? Immer die Millionen vor Augen. Im Leben nicht, denn um dahin zu kommen, blieben zwangsläufig andere ideelle Werte auf der Strecke. Soziale Kompetenz, Gemeinschaftssinn und ehrenamtliches Schaffen sind eben oft schlecht vereinbar mit egoistischem Streben nach Wohlstand und anderen Statussymbolen. Eins noch. Oder hätte ich mir nicht auch einen reinrassigen mehrfachen Bundessieger als Hund anschaffen können ? Nein, ich holte mir diese armselige Mehrfachkreuzung, die keiner haben wollte, aus dem Tierheim, gab ihr ein neues Zuhause und behandele sie jetzt, als sei sie tatsächlich mehrfacher Bundessieger. Kavier für die Töhle u. Butterbrot für mich. Tendenziell sollte man also mit dem zufrieden sein, was man hat oder erreicht hat. Wird es dann mehr oder besser, ist es auch gut, wenn nicht, ist es auch nicht weiter schlimm. So erspart man sich den einen oder anderen Frust.

Und jetzt zu uns. Aus dieser Grundeinstellung heraus, kann ich für mich persönlich nur ein sehr positives Fazit ziehen. Meine Erwartungen sind bei weitem übertroffen worden. Warum ? Weil wir zunächst mit einem dezimierten Kader quali- u. quantitativ in die Vorbereitung gehen mussten ? Unser Torjäger Wohli hatte uns verlassen, der Ersatztorjäger Longus brach sich gleich den Flunken, Juffe zog es in die Premierleague nach Pödinghausen, Panne wurde auch älter und Renner nahm sich auch seine Auszeit. Aufgrund unserer angespannten Finanzsituation war der Transfermarkt für uns auch geschlossen u. die Leistungsfähigkeit der aufrückenden A-Jugendlichen nur schwer einzuschätzen. Da zudem die schwächeren Teams die Liga verlassen hatten, war der Klassenerhalt unter diesen Vorzeichen in diesem Jahr sicherlich schwieriger zu erreichen als noch im Jahr zuvor. Und was von oben runter kommt, weiß man auch nie.

Gestartet sind wir dann wie Phönix aus der Asche. Teilweise richtig gute Spiele ließen uns nach 4 Spieltagen auf eine volle Punktzahl blicken und meine pessimistischen Er- wartungen erhielten einen richtigen Dämpfer. Man darf aber nicht vergessen, dass zu unseren ersten Gegnern Mannschaften wie Uerentrup u. Oesterweg gehörten. Und die spielen ja bekanntermaßen weiterhin gegen den Abstieg. Die jungen Neuen Red, Pedda u. anfangs auch Timmi erwiesen sich als echte Verstärkungen. Der ein oder andere begab sich ob dieser sensationellen Anfangsphase in das Reich der Träume. Mit meiner Abwesenheit am 5. Spieltag wurde dann plötzlich der Rückwärtsgang eingelegt. Blanki - zwischenzeitlich auch fester Bestandteil der Mannschaft - hatte zunächst Eingewöhnungsprobleme u. konnte den freien Fall auch nicht stoppen.

Dem 0:1 gegen Türkjemspor sollten 5 weitere Niederlagen folgen. Ursachen hierfür gab es hinreichend. Fehlendes Glück in entscheidenden Spielsituationen, Doofheit, verletzungsbedingte Ausfälle, ein ausgeflippter Torwart in Schilske und, und ... Die unteren Regionen kamen näher und näher und der nicht unwichtige Spaßfaktor geriet zusehends in Mitleidenschaft. Erbärmlich meine Erinnerungen an Häger, als 20 Minuten nach Spielende Panne u. ich uns alleine in der Kabine an einer Pulle abgestandenen Wasser labten. Oder auch Amshausen, als wir uns Öttinger reinpfiffen, um neben der Psyche auch noch unsere Verdauungsorgane zu schädigen. Es war eine ganz schlimme Phase, die nur sehr stabile und gefestigte Veteranen durchzustehen im Stande sind. Mit einer Notelf ging es dann am 11. Spieltag zum Tabellenführer nach Peckeloh. Nichts hatte ich mir dort ausgerechnet u. doch brachte dieses Spiel mit dem Punktgewinn die erneute Wende. An diesem Spieltag wie auch später in Sennestadt sollte sich zeigen, wie wichtig doch ein großer Kader ist. Es passiert soviel in einem langen langen Saisonverlauf. Drei Siege bei einem weiteren Remis sollten folgen und ein guter 8. Platz mit aus- reichendem Abstand nach unten wie nach oben sind unterm Strich für mich bei Halb- zeit ein sehr gutes Ergebnis. Es hätte mehr sein können, hätte aber auch weniger sein können. Und da ich auch mit weniger ganz gut leben kann, bin ich natürlich - wenn auch nicht immer sichtbar - zufrieden. Gesellschaftlich lief soweit auch alles nach Plan u. ich glaube nicht, dass es irgendwo anders besser gelaufen hat, wenn überhaupt möglich. Mit dem Blick nach vorne und vor dem Hintergrund unseres jetzigen Kaders sollte wenigstens die gleiche Zahl von 23 Punkten möglich sein. Es können auch mehr, aber auch weniger werden. Ich geh mal wieder von weniger aus, damit ich dann am Ende der Saison wieder ein positives Fazit ziehen kann !!!!

Und ich vor allen Dingen die Wette gegen Cobra einstreichen kann. Wie war die nochmal ?

Euer Armin

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